Es ging ihr um die Menschen

Manfred Stolpe über Regine Hildebrandt / Lesung in der Dorfkirche von Klein-Mutz

Von Sabine Slatosch – Quelle: Granseezeitung

KLEIN-MUTZ Drei Frauen standen am gestrigen Sonntagnachmittag im Mittelpunkt einer Lesung in der evangelischen Kirche von Klein-Mutz.

Landespfarrerin Cornelia Radeke-Ernst, der frühere Generalsuperintendent Hans-Ulrich Schulz und Brandenburgs ehemaliger Ministerpräsident Dr. Manfred Stolpe (vorne von links) erinnerten in Klein-Mutz an berühmte Frauen.Fotos (3): Slatosch
Aus dem Buch „Anna, Lily und Regine – 30 Frauenporträts aus Brandenburg – Preußen“ las die evangelische Landespfarrerin für Frauen- und Familienarbeit Cornelia Radeke-Ernst das von ihr geschriebene Porträt der Kaiserin Auguste Viktoria (1858-1921), und der Generalsuperintendent im Ruhestand Hans-Ulrich Schulz las ein Porträt der Clara Hoffbauer (1830-1909).

Besonders anrührend für die zahlreichen Gäste der Veranstaltung war die Erinnerung an die 2001 verstorbene langjährige brandenburgische Arbeits- und Sozialministerin Regine Hildebrandt, geschrieben und gelesen vom früheren Ministerpräsidenten des Landes Brandenburg, Dr. Manfred Stolpe (SPD). Sie lebe noch immer in den Herzen der Menschen, sagte er, und mit Dank an die Herausgeberin des Buches Antje Leschonski: „Sie gehört einfach dazu, nicht nur die Kaiserinnen“.

Die promovierte Diplom-Biologin Hildebrandt sei aus Einsicht in die Notwendigkeit Politikerin geworden und habe sich immer für die Benachteiligten eingesetzt, vor allem für die Arbeitslosen. 1989 habe er sie kennen gelernt und gemerkt, „es ging ihr um die Menschen“. Sie sei damals eine der Wenigen gewesen, die sich für eine schnelle Einheit einsetzten, gleichzeitig jedoch sahen, welche Problematik das mit sich bringt. Sie habe die Menschen mitnehmen wollen in die neue Gesellschaft.

Seine Wertschätzung der beliebten Politikerin brachte Manfred Stolpe auch im Gespräch nach der Lesung zum Ausdruck. „Sie war geachtet und gefürchtet, weil sie in Diskussionen kein Blatt vor den Mund nahm. Und sie war immer auch Mensch.“

Als ebenso klar in seiner Haltung empfindet Stolpe den ehemaligen Bundespräsidenten Horst Köhler. Ganz deutlich habe er gesagt, es gehe um die Menschen und nicht um Profite. Und er habe gesehen, dass er dafür keine Unterstützung bekommt. Köhlers Rücktritt habe ihm sehr wehgetan, sei aber ebenso konsequent wie die Entscheidung Regine Hildebrandts, das Ministerium zu verlassen, nachdem die SPD die Koalition mit der CDU eingegangen war.

Würdevoll und aus weiblicher Feder war die musikalische Gestaltung des Nachmittags. Kantor Uwe Großer hatte sich für Fanny Hensel-Mendelssohn, Cecile Chaminade und Liselotte Kunkel entschieden.

Die Vorleser verweilten anschließend bei Kaffee und Kuchen im Kirchgarten bei angeregten Gesprächen.