Dankeswort von Manfred Stolpe anlässlich seiner Geburtstagsfeier am 16. Mai 2011

Liebe Ingrid, danke für alles und auch für Deine Anwesenheit.

Du wärst lieber nach Paris mit mir gefahren. Liebe Familie, ich hoffe, dass Ihr Euch nicht langweilt. Der Jüngste, Finn, geht gern in Zirkus-Veranstaltungen. Deshalb ist er auch heute gern mitgekommen und nun vermisst er wahrscheinlich den Clown mit der roten Nase. Aber die Musik wird ihn trösten.

Verehrter Herr Bundeskanzler, Ministerpräsident, Landtagspräsident, Fraktionsvorsitzende,
Minister, Staatssekretäre, Abgeordnete, sehr verehrte Damen und Herren,
Ich freue mich sehr, Sie hier alle zu sehen. Ich bitte um Entschuldigung, dass es nur eine kurze Begegnung mit mir ist. Aber ich tröste mich, dass Sie andere gute Gespräche führen können und das Programm Sie entschädigen wird. Von mehr als Zweien weiß ich, dass Sie vor allem wegen Gerhard Schröder hier sind.

Landesbischof Johannes Hempel aus Dresden – ein langjähriger Weggefährte, der leider nicht mehr kommen kann, schrieb mir:
„Was für ein Leben haben wir zu leben gehabt. Aber wir können nicht bestreiten, dass Gott dabei war in jedem Fall – bewahrend, korrigierend, beschämend“.
Wenn ich auf das halbe Jahrhundert aktiven Dienst zurückblicke, so war mir die Menschen das Wichtigste, ihnen zuzuhören, ihnen gerecht zu werden, sie zusammen zuhalten, Mut zu machen, Feindbilder abzubauen und Zuspitzungen, Gewalttaten zu vermeiden. Zu den 30 Jahren DDR im Kirchendienst schreibt Hans-Otto Furian, Stolpe war der „Kirchendiplomat“.
Ich war ein Parlamentär zwischen mehr als zwei Fronten, die Gott sei Dank nicht geschossen haben. „Einer mit innerem Kompass“, lobt mich Helmut Schmidt ganzseitig in der MAZ und „Versöhnung ohne Vergessen“ mahnt Egon Bahr, als richtige Konsequenz einer friedlichen Revolution. Aber ohne Vertrauen der Kollegen, Mitarbeiter, Freunde wäre es nicht möglich gewesen und dieses Glück weiß ich zu schätzen!
In Freiheit und Einheit war es für mich wieder die Herausforderung, für die Menschen einzutreten. Sie sollten nicht Verlierer der Einheit werden, sollten sich nicht entschuldigen müssen, dass sie in der DDR gelebt haben, sondern sollten alle eine Chance haben – da waren Regine Hildebrandt und ich uns einig.

Mir war es sehr wichtig, dass das Land Brandenburg wiedergeboren wurde, den Menschen Halt und Hoffnung geben kann in einer starken Region Berlin-Brandenburg, über die man nicht genug reden kann.
Der bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer lobt, dass es mir gelang „an die besten Traditionen Brandenburg-Preußens anzuknüpfen und sie im demokratischen Gewand mit neuem Leben zu erfüllen“ Was will ich mehr?

Meine 3 Lehrjahre im Kabinett Schröder waren ungeplant, aber ich möchte sie nicht missen: Ich lernte vertrauenswürdige Menschen kennen, ich weiß nun, wie Bundespolitik abläuft und ich konnte im Westen den Osten erklären und im Osten den Westen entzaubern.

In der Freiheit des Ruheständlers kann ich tun, was mir wichtig ist. Dazu gehört die tiefe Überzeugung, dass wir bei unseren östlichen Nachbarn, insbesondere bei Russen und Polen, Vertrauen zu Deutschen schaffen müssen. Ich freue mich, dass hier heute der russische und der polnische Botschafter nebeneinandersitzen. Tun was mir wichtig ist. Dazu gehört als Vorsitzender des Landesdenkmalbeirates um Einsicht und Unterstützung für unsere gebaute Kultur zu werben: die historischen Stadtkerne,
die Dorfkirchen, die Klöster, die Schlösser und Herrenhäuser.

Und 2015, 200 Jahre nachdem im Wiener Kongress Brandenburg-Preußen die Niederlausitz von Sachsen bekam, wollen wir in Doberlug gemeinsam mit Sachsen die Bedeutung der Lausitz für beide Länder, für Deutschland und Europa vorstellen, für eine benachteiligte Region werben.

Bei allem Tun weiß ich, wie schnell alle Pläne vergebens sein können. Wer einmal dem Krebs durch glückliche Früherkennung und das zweite Mal durch die Kunst der Ärzte im Klinikum Potsdam entronnen ist, kann nicht übermütig werden. Für den heutigen Tag lautet die kirchliche Losung: Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen auf das wir klug werden.

Meiner SPD danke ich für Orientierungshilfe mit Rückhalt! Sie ist für mich die Partei Willy Brandts, Helmut Schmidts, Gerhard Schröders, Regine Hildebrandts, Matthias Platzecks. Ihre Kernbotschaft, Gerechtigkeit und Solidarität bleibt dringlich, denn die Gefahr einer Wirtschafts- und Finanzkrise ist nicht vorbei, weil die Ursachen weiterhin bestehen und weil selbst ohne große Krise die soziale Differenzierung und damit die Armut weiter wächst.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
Deshalb bin ich Ihnen sehr dankbar, dass Sie die Katja-Ebstein-Stiftung und ihr Engagement gegen Kinderarmut unterstützen!

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind. Ich danke ganz besonders Christina Rau und Annemarie Schönherr, dass sie dabei sind. Sie haben meine Ziehväter Albrecht Schönherr und Johannes Rau gestärkt und gestützt.
Ich danke allen, die mir Freundschaft und Vertrauen schenkten!