Der Tag von Potsdam

Fördergesellschaft für den Wiederaufbau
der Garnisonkirche Potsdam e. V.

Herrn Vorsitzenden
MD J. P. Bauer

Potsdam, den 23. 02. 2011

Sehr geehrter Herr Vorsitzender,

immer wieder erlebe ich, wie der Tag von Potsdam 1933 gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche wirkt. Die Garnisonkirche wurde damals Ort einer schändlichen Nazi-Inszenierung, die deren Gegner als Befürworter darstellen sollte. Dieses Gift wirkt bis heute und hindert auch Wohlmeinende an einem tatkräftigen Bekenntnis für den Wiederaufbau.

Ich glaube, dass wir dieser vermeintlichen Nazi-Vergangenheit der Garnisonkirche offensiv mit dem Andenken an die tapferen Frauen und Männer des Hitler-Attentats vom 20. Juli 1944 begegnen müssen. Die Forschungsarbeit zu diesem Ereignis mit Unterstützung des MGFA ist deshalb besonders wichtig. Noch lebende Zeitzeugen sollten angehört und ihre Materialien erschlossen werden.

In diesem Zusammenhang weise ich hin auf den Pfarrer i. R. Gottfried Kunzendorf, Seniorenheim Herta von Zedlitz, Potsdam-Hermannswerder. Pfarrer Kunzendorf hat schon in DDR-Zeiten in der Bornstedter Kirche und dem dortigen Friedhof auf die Widerständler des 20. Juli 1944 hingewiesen, die Deutschlands Ehre mitten in der Mordbarbarei des NS-Systems retteten.

Kunzendorf hat über Jahrzehnte Material gesammelt und gegen die damals herrschende Lehre Gedenkveranstaltungen durchgeführt und andere Erinnerungsaktivitäten begleitet. So hat er die Bemühungen von Ines Reid begleitet und die Filme von Siegfried Gebser über das IR 9 und den 20. Juli vorbereitet.

Es wäre gut, das Wissen des nun 80jährigen Pfarrers Kunzendorf zu dokumentieren. Ich rate, dass hier z. B. das MGFA tätig wird. Pfarrer Kunzendorf ist bereit. Gern kann ich auch den Kontakt vermitteln.

Mit freundlichen Grüßen
Manfred Stolpe