Dokumentation zum kirchlichen Leben der Potsdamer Garnisonkirche

Frau PD Dr. Anke Silomon hat anhand zahlreicher Akten, Verfügungen kirchlicher und staatlicher Stellen, Berichte, Briefe und anderer Unterlagen eine sorgfältige und detaillierte Beschreibung zum kirchlichen Leben an der Garnisonkirche Potsdam zwischen 1914 und 1945 vorgelegt.

Sie hat damit eine wertvolle zeitgeschichtliche Forschung erstellt, die Abläufe und Ereignisse der kirchlichen Arbeit der Garnisonkirche beschreibt und in den Rahmen der damaligen Zeit stellt. Die Dokumentation ist eine Fundgrube zur Analyse und zum Verständnis konkreter historischer Ereignisse. Einmal mehr wird deutlich, welche überragende nationale Bedeutung die Potsdamer Garnisonkirche hatte.

Aus der Fülle der aufgearbeiteten Fakten will ich beispielhaft hervorheben: Die Entscheidung zur Umbenennung der „Königlichen Hof- und Garnisonkirche“ in „Garnisonkirche“ 1928 und die Verhinderung der Rückbenennung 1933.

Das durchgängige Bemühen des Gemeindekirchenrates der Garnisonkirchen-Zivilgemeinde rein politische Nutzungen der Kirche zu verhindern, wie z. B. Fahnenweihen und Feiern der Hitlerjugend, Auseinandersetzungen um das Tragen des NSDAP-Parteiabzeichens und des Hitlergrußes bei kirchlichen Veranstaltungen.

Die Auseinandersetzungen des Kirchenkampfs zwischen „Deutschen Christen“ und „Bekennender Kirche“ insbesondere zwischen dem DC-Superintendenten von Potsdam
und dem BK-nahen Pfarrer der Garnisonkirche.

Die Beschreibung der Umstände und Abläufe des „Tages von Potsdam“ am 21. März 1933.

Der starke Anstieg der Besucherzahlen nach dem „Tag von Potsdam“ und Eintrittspreise zugunsten des „Gruftfonds“ als willkommene und umkämpfte Einnahmequelle.

Die Anforderungsflug zu Abstammungsnachweisen (Arieranträge) und deren vorrangige Bearbeitung aber auch der ätzende Spott eines Schweizer Pfarrers über das „Riesenirrenhaus Deutschland“.

Die Trennung von Staat und Kirche 1919 und deren Umsetzung sowie der kirchlichen Bemühungen um Einnahmen und Religionsunterricht in den Schulen sowie Vorbehalte der Gemeinde gegenüber der neuen Reichsregierung.

Der Streit mit der Stadt Potsdam um das Glockengeläut 1920.

Die Auseinandersetzung mit der Nikolaigemeinde um die „Abtretung von Seelen“ mit der Übernahme von Straßenzügen durch die zivile Garnisonkirchengemeinde.

Nach Kriegsbeginn 1939 die Aufforderung an die Militärseelsorger, für ein menschenwürdiges Verhalten gegenüber den Feinden einzutreten und Misshandlungen von
Polen und Juden zu bekämpfen.

Die Situation in Deutschland, die zum Attentat auf Hitler 1944 führte und seine Folgen für Mitglieder der Garnison-Kirchengemeinde.

Bewegend zum Abschluss der Dokumentation der Bericht über den Brand der Kirche und des Turms nach dem Bombenangriff am 14. April 1945.