Grußwort zur Eröffnung der Siegward-Sprotte-Ausstellung am 13. April 2013 im Potsdam-Museum

Verehrte Cosmea Sprotte, liebe Familie Sprotte!
Meine sehr verehrten Damen und Herren.

Im Namen des Vorstandes der Siegward-Sprotte-Stiftung begrüße ich Sie alle sehr herzlich. Ich danke Ministerpräsident Platzeck, dass er die Schirmherrschaft dieser Ausstellung übernahm und heute einmal mehr Ubiquität praktiziert – denn zeitgleich ist er jetzt in
Prenzlau zur LAGA. Ich freue mich, dass die für Kultur zuständige Ministerin Frau Kunst und ihr Staatssekretär Gorholt zu uns gekommen sind. Da ist ein gutes Zeichen für den Stellenwert Sprottes in Brandenburg. Ich danke den Medien für ihr Interesse und ihre Berichte; über die Ausstellung sowie den vielseitigen Künstler. Auch kritische Hinweise sind uns wichtig.

Ich danke der Stadt Potsdam, Herrn Oberbürgermeister Jacobs, Frau Magdowski, Frau Dr. Seemann, dass sie sich so stark zu Siegward Sprotte bekennen. Ich danke Frau Dr. Götzmann und ihrem Team für diese hochqualifizierte Ausstellung, sie ist eine museumswissenschaftliche Glanzleistung und die bisher umfassendste Repräsentation des Lebenswerkes von Siegward Sprotte.
Sie haben sich auch der Erschließung der zahlreichen eigenhändigen Schriften des Meisters angenommen, seiner Tagebücher, Manuskripten, Korrespondenzen und präsentieren sie erstmals der Öffentlichkeit in der digitalen Medienstation.

Das neue Potsdam-Museum wird eröffnet mit einer umfassenden Siegward-Sprotte-Retrospektive und steigt nun in die Liga der großen Museen auf! Glückwunsch! Ich freue mich über die enge Zusammenarbeit mit dem Museum Gottdorf, liebe Frau Dr. Schütte, das im Kloster Cismar Ende Juli diese Ausstellung zeigt. Ich danke den vielen Leihgebern, Förderern, Unterstützern, die maßgeblich dieses Projekt ermöglichen und nenne stellvertretend: die ILB, Herrn Stenger und Frau Pantring, die Wall AG, Herrn Dr. Engelmann, Herrn Siewert und Herrn Schryen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren,
ich danke Ihnen allen, dass Sie gekommen sind. Siegward Sprotte hätte sich sehr über so viele interessante Menschen gefreut und sicher mit Ihnen das direkte Gespräch gesucht. Denn der unmittelbare Dialog wirklich Auge in Auge war ihm besonders wichtig. Dabei
forderte er mit seinem starken Blick das Gespräch über die Kunst, über das Leben. Denn das lebendige Gespräch macht den Menschen menschlich und gibt die Möglichkeit, auch hinter gegensätzlichen Positionen Gemeinsamkeiten zu finden. Siegward Sprotte war ein großer Maler, aber auch dien Philosoph, ein Weiser. Ich hatte das Glück, Siegward Sprotte über 2 Jahrzehnte zu erleben. Zuerst hat er meine Frau gefangen genommen, die Ärztin Ingrid Stolpe, die seine Mutter behandelte. Dann haben wir in Baumgartenbrück mit ihm in einem Gesprächskreis tiefgründig diskutiert. Ich weiß bis heute nicht, wieso die DDR-Staatsmacht uns in Ruhe ließ und es gibt keine Akten, keine Berichte. Die DDR-Wirklichkeit war eben doch viel mehr als Papiere hergeben.

Ich bin zu Siegward Sprotte über die Sprache gekommen und habe in seiner Kunst die Suche nach dem Wesentlichen wiedergefunden. Ich erlebte seine Schaffensphase, in der er seine Interpretation der Natur, ihrer Zusammenhänge, ihrer Bewegung in konzentrierter Form festhält. Die Welle, die Bewegung des Wassers in Sekunden hält er in einem Pinselstrich, geradezu zeitgleich, fest.
Seine Meer-und-Wogen-Bilder sind gegliederte Räume, in denen Farbe, Licht und Gestaltung den malenden Philosophen erkennen lassen. Diese Bilder erhalten symbolischen Gehalt. Ich spüre in Sprottes Bild von 1989 „wenn aus Landschaft Schrift wird“ eine prophetische Aussage zur friedlichen Revolution. Die massiv dargestellte Landschaft wirkt wie eine geballte drohende Macht – und doch steht davor auflösend, erleichternd, beschwingend eine andre Botschaft: Ich lese Freiheit, Hoffnung, Neuanfang und spüre den Geist, der die Diktatur stürzte und die deutsche Einheit herbeiführte.
Aus meinen Gesprächen mit Siegward Sprotte weiß ich, wie er diese Entwicklung mit heißem Herzen herbeisehnte. Die Sprotte-Ausstellung im Herbst 1988 in Potsdam war eine vorweggenommene Befreiung, eine Ermutigung. Siegward Sprotte machte den Mauergefangenen die Seele frei und das Rückgrat gerade, für den Herbst 1989 als das Ende der Freiheitsberaubung erkämpft wurde.

Der Maler-Philosoph Siegward Sprotte war schon in jungen Jahren von fernöstlichen Ideen, vor allem von La o Tse beeinflusst. Er hat sich über die Jahrzehnte die fernöstliche Maltechnik erarbeitet. Wir sehen in der Ausstellung eindrucksvolle Werke von ihm in
chinesischer oder japanischer Art. Sie wollen nicht die Natur abbilden, sondern helfen, mit der Natur und ihrem Wesen eins zu werden. Vom geistigen, mystischen Wesen der Welt zu künden, ist Sinn und Inhalt der Werke.
Sie sind Ergebnisse eines Einfühlungsprozesses in die Gesetzmäßigkeiten der Natur ausgedrückt im Grenzbereich von Bild und Schrift.

Der chinesische Kunsthistoriker Min Xiwen bezeichnet Sprottes Werk als Hauptströmung der Kunst des 21. Jahrhunderts!

Heute aber wollen wir den ganzen Sprotte auf uns wirken lassen.
Seien Sie gespannt auf Jutta Götzmann.
Freuen Sie sich auf die Ausstellung – und über diese weitere Belebung von Potsdams Mitte!